Eine tolle Möglichkeit, das mittlere Jagsttal in Hohenlohe zu erkunden sind die Pfade der Stille rund um Schöntal, Krautheim, Dörzbach, Mulfingen und Langenburg.
Uns gefallen sie deshalb so gut, weil sie uns nicht nur die wunderbare Hohenloher Landschaft genießen lassen, sondern uns auch Geschichte, Kultur und Besonderheiten unserer Heimat näherbringen.
Die Idee hinter den Pfaden der Stille ist es, die Wanderer verborgene Kleinode, stumme Zeitzeugen der Geschichte und Orte voller Kraft und lebendiger Spiritualität entdecken zu lassen. Und das alles eingebettet in die Natur des Jagsttals mit ihren würzig duftenden Magerwiesen und Trockenhängen, blühenden Streuobstwiesen und kleinen Biotopen. Mit etwas Glück beobachtest du Orchideen und Schmetterlinge, Eisvögel, Rotmilane und viele andere Pflanzen und seltene Tiere.
Auf den Pfaden der Stille dürfen wir uns Zeit nehmen, bewusst wahrnehmen und entdecken, zur Ruhe kommen und Kraft tanken.
Der Weg ins Herz unserer hohenlohischen Heimat führt durch die Stille,
so die Organisatoren.
Mittlerweile gibt es 16 Rundtouren zwischen 3 und 27 Kilometern um die fünf Gemeinden Schöntal, Krautheim, Dörzbach, Mulfingen und Langenburg. Auf ihnen kannst du 45 Impulse entdecken.
Besonderheit auf dem Pfad der Stille: Die Impulse
Eine Besonderheit auf jedem Pfad der Stille sind die Impulse, auf die immer wieder stößt. Mal ist es ein besonderer Ausblick, mal ein Naturhighlight. Ein Ort mit besonderer Bedeutung, ein Bauwerk oder eine Geschichte aus längst vergangener Zeit. Die Impulse sind gekennzeichnet und meistens mit ausführlichen Infotafeln versehen. Sie laden zum Innehalten und bewussten Wahrnehmen von Dingen ein, die du sonst vielleicht übersehen hättest (wie wir selbst auf dieser Wanderung bemerkt haben).
Auf der Website und in den jeweiligen Wanderbeschreibungen (Download-Möglichkeit) sind alle Impulse beschrieben.
Der Pfad der Stille Dörzbach – Infos
- Länge: 11,8 Kilometer
- Dauer: 3 Stunden (gemütlich unterwegs)
- Höhenmeter: 250
- Schwierigkeit: einfach, gute Wege, wenig Steigung
- Einkehrmöglichkeiten: Restaurants in Dörzbach, Verborgener Winkel (Biohof Stier) in Hohebach
- Beschilderung: hervorragend! Verlaufen ist kaum möglich. Eine Wanderbeschreibung ist dennoch sinnvoll. Nur in eine Richtung ausgeschildert. Download der Wanderbeschreibung oder umfangreiche Infos im Herrenhaus Buchenbach in Mulfingen-Buchenbach
- Parken: Öffentliche Parkplätze in Dörzbach, z.B. direkt neben der evangelischen Dreifaltigkeitskirche
⇒ Die Tour haben wir auch auf der Outdoor Plattform Komoot aufgezeichnet.
Unsere Wanderung
Los geht unsere Wanderung in Dörzbach an der evangelischen Dreifaltigkeitskirche, von der aus wir durch den Torbogen Richtung Schloss der Familie von Eyb laufen. In Sommern ohne Corona finden hier die Konzerte der beliebten Schubertiade statt. In Dörzbach ist sicherlich auch eine Führung durch die Ölmühle super spannend – durch Corona für uns aber gerade nicht möglich.
Der Pfad der Stille ist perfekt ausgeschildert. Wir haben zwar unseren kleinen Flyer dabei, benötigen ihn aber kaum.
Höhlen im Muschelkalk
Über die Jagst und durch die frühlingshafte Natur wandern wir von Dörzbach Richtung Messbach und kommen nach wenigen Minuten zum ersten Impuls der Wanderung: die Eiskeller. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde in diesen in den Muschelkalk gegrabenen Höhlen Bier gekühlt und Eis aus der Jagst bis in den Sommer hinein konserviert. Heute bieten die Höhlen Fledermäusen Schutz.
Der schwierige Weg der Kinder
Nach kurzem Anstieg durch Wald und Wiese erreichen wir mit den „Stäffele“ den nächsten Impuls, dessen Infotafel vom „schwierigen Weg der Kinder“ erzählt. Da Dörzbach evangelisch und Messbach katholisch war, mussten katholische Kinder aus Dörzbach jeden Tag in die katholische Schule nach Messbach laufen (und natürlich andersherum). Kirchengängern und dem Postboten ging es bis zum Zweiten Weltkrieg ebenso. Zur Erleichterung wurden die Stäffele im Wald angelegt.
Ohne diesen Impuls wären wir nie darauf gekommen, über die Bedeutung der Stufen mitten im Wald nachzudenken. Vermutlich hätten wir sie nicht einmal wirklich wahrgenommen. Und gerade für dieses „anstoßen“ zum Nachdenken lieben wir unsere Pfade der Stille in Hohenlohe!
Überall blühen die Rapsfelder und Obstbäume, um uns herum summt und flattert es – wir genießen diese Natur-Idylle in Zeiten von Corona unglaublich!
Rokokokirche Messbach
In Messbach liegen das Schloss der Familie von Palm und die katholische Pfarrkirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ gleich nebeneinander. Die Rokokokirche ist schon von außen wunderschön, aber im Inneren beeindruckt sie mich mit ihren Altären und Fresken noch viel mehr. 1776/77 wurde sie von Friedrich Karl von Eyb gebaut, Fresken und Stuck stammen vom Augsburger Künstler Matthäus Gündter.
Hinter dem Schloss erhaschen wir einen Blick auf den Schlossgarten und wie so oft fange ich an zu träumen wie es denn wäre, so einen Park samt kleinem See (und Gärtner, sonst wäre es wohl schnell ein Horrorgarten) mein Eigen nennen zu dürfen 😉
Auf einer wenig befahrenen Straße laufen wir durch Rapsfelder und Streuobstwiesen, die Ausblicke auf das Hohenloher Landschaftsmosaik sind traumhaft. Auf der Höhe gibt es einen kleinen Parkplatz mit Picknick-Platz, der sich gut für eine schattige Rast eignet.
Wir laufen jetzt nicht weiter auf der Straße, sondern biegen links in den Wald ab und folgen weiter der Beschilderung. Nach ein paar Minuten weist uns eine Infotafel darauf hin, das wir nun auf der „Alten Poststeige“ unterwegs sind, früher die offizielle Postkutschenstrecke von Bad Mergentheim über Dörzbach nach Künzelsau.
Die Kapelle St. Wendel zum Stein
Das Naturdenkmal Linde entgeht uns irgendwie, vielleicht weil wir uns so auf die Kapelle St. Wendel zum Stein freuen. Die unübersehbare Besonderheit der zwischen 1511 und 1515 erbauten Kapelle ist ihre Lage zwischen hohen Tuffsteinfelsen und der Jagst. Sie wurde direkt unter den 30 Meter hohen Tuffsteinfelsen gebaut, der noch heute die Rückwand der Kapelle bildet.
Natürlich rankt sich auch eine Sage um diesen zauberhaften Ort:
Es war einmal ein Schäfer, der auf der Wiese oberhalb der Kapelle einen Schatz fand. Er beschloss aus Dankbarkeit, genau an diesem Ort eine Kapelle zu errichten. Ein Graben wurde ausgehoben, Baumaterial bereitgelegt. Aber als die Arbeiter am nächsten Morgen kamen, war das Material plötzlich weg. Gefunden wurde es auf einem schmalen Streifen am Jagstufer, direkt zwischen dem Fluss und den Tuffsteinfelsen. Mühsam schaffte man alles wieder nach oben. Aber am nächsten Tag lag das Baumaterial schon wieder unten am Fluss, angeordnet in Form einer Kapelle. Der Schäfer sah dies als Zeichen Gottes und ließ genau an diesem wundersamen Ort die Kapelle bauen.
Irgendwie fällt es leicht, dieser Legende Glauben zu schenken. Denn wie kommt ein Kirchlein sonst an solch einen Ort?
Schon viel früher diente dieser Ort übrigens den Kelten als Kultstätte, was ihn für uns noch viel mystischer macht.
Leider ist es von nun an vorbei mit der Stille von außen. Denn die B19 ist hier ziemlich stark zu hören und an diesem sonnigen Frühlingswochenende sind enorm viele Motorradfahrer unterwegs. Trotzdem genießen wir den Weg nach Hohebach, wo uns zuerst schöne Islandpferde begrüßen und dann die mächtige Jagstbrücke erwartet.
Jagstbrücke Hohebach und der zornige König
Auch hier wird die Geschichte zur Entstehung der Sandsteinbrücke zwischen 1808 und 1810 auf Befehl von König Friedrich gut verständlich auf einer großen Tafel erklärt. Warum er beim Besuch von Hohebach und der Besichtigung der Brücke ziemlich sauer war erfährst du, wenn du dich selbst auf den Pfad der Stille begibst 😉
Leider wurde das Bauwerk 1945 im Krieg zerstört, 1947 dann wieder aufgebaut und in den 1990er Jahren nochmal verbreitert. Auf der Brücke thront eine Gedenksäule mit dem württembergischen Wappen und dem Monogramm König Friedrichs.
Jüdischer Friedhof Hohebach
Auf dem Weg zum jüdischen Friedhof haben wir nochmal einen tollen Blick zurück auf Hohebach und seine Brücke. Im 16. Jahrhundert ließ der Deutsche Orden jüdische Kaufleute hier in der Region siedeln, um den Handel voranzutreiben. Seitdem war die Entwicklung des Jagsttals eng mit dem Judentum verbunden. Schön zu wissen ist, dass die Gräber aus der Zeit von 1852 bis 1940 auch im Dritten Reich unangetastet und von Vandalismus verschont blieben.
Für den Rückweg nach Dörzbach gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder unten auf Höhe der Straße auf dem Radweg oder weiter oben auf dem 2,5 Kilometer langen „Generationenpfad Jeudenstein“, einem Erlebnispfad für Jung und Alt. Rechts des Weges können am Hang noch die für die Region typischen Steinriegel beobachtet werden, die auf den frühen Weinbau im Jagsttal hinweisen.
Unser Fazit: Der Pfad der Stille Dörzbach
Uns hat der Pfad der Stille Dörzbach sehr gut gefallen. Er verbindet Natur und recht einsame Wege mit kulturellen Highlights der Region. Unser Highlight war definitiv die Kapelle St. Wendel zum Stein. Aber auch die Rokokokirche in Messbach, der jüdische Friedhof und die schöne frühlingshafte Natur!
Weniger schön fanden wir die begleitende Geräuschkulisse der B19 ab Hohebach. Die Bundesstraße ist aber natürlich ein wichtiger Bestandteil unserer Infrastruktur und Wirtschaftsstärke – und ohne Autos und gute Straßen wären wir hier auf dem Land aufgeschmissen.
Der Pfad der Stille Dörzbach ist mit seinen knapp 12 Kilometern einfach zu laufen und ein tolles Ziel für eine Wanderung am Wochenende!
Warst du schonmal auf einem der Pfade der Stille im Jagsttal unterwegs? Was waren deine Highlights? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
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Lisa
2 Kommentare
Hallo liebe Lisa, lieber Marco,
wir sind total begeistert von eurem informativen Blog. Super Fotos zeigen eure Liebe zur Natur. Die Wege hier im Jagsttal sind uns zum Teil gut bekannt, St. Wendel zum Stein ist auch einer unserer liebsten Ausflugsorte. Haben uns eure Seite abgespeichert und werden euch noch so manchem Weg folgen.
Alles Liebe,
Gruß Helga und Alfred
Hallo Helga und Alfred!
Vielen Dank für eure lieben Worte, solch ein Feedback freut uns wirklich sehr 🙂
Wir hoffen, ihr findet noch Inspiration für viele schöne Touren und Ausflüge auf unserem Blog. Bald werden wir hier auch wieder neue Tipps vorstellen, aktuell ist es etwas ruhiger, da wir Nachwuchs bekommen haben 🙂
Herzliche Grüße, Lisa & Marco