Kennst du das auch? Eigentlich willst du den Sonntag ganz gemütlich daheim verbringen. Aber schon beim Frühstück kribbelt´s irgendwie in den Füßen. Denn das Wetter ist doch viel zu schön zum drinnen bleiben und ein bisschen Bewegung würde schließlich auch nicht schaden…
So ging´s uns letzte Woche mal wieder und prompt wurde ein kleiner Ausflugsplan geschmiedet. Wie wäre es, wenn wir nach Neusaß fahren, von dort runter ans Kloster Schöntal laufen und nach einem kühlen Radler im Biergarten noch einen Abstecher zum Storchenturm machen? Gesagt, getan!
Durch Forchtenberg und vorbei an den Tiroler Seen fahren wir bei strahlendem Sonnenschein von Öhringen zur Wallfahrtskapelle Neusaß und stellen das Auto auf dem offiziellen Wanderparkplatz ab. Wunderschön empfängt uns schon der Weitblick über die Felder und runter ins Jagsttal. Ich liebe diese Hohenloher Aussichten einfach!
Wallfahrtskapelle Neusaß – der Ursprung von Kloster Schöntal
Es ist schon ein ganz besonderes Fleckchen in Hohenlohe. Denn hier oben in Neusaß soll Kloster Schöntal 1152 von Maulbronner Mönchen gegründet worden sein, bis es nur fünf Jahre später hinunter ins „schöne Tal“ verlegt wurde.
Bevor wir überhaupt die Wallfahrtskirche erspähen, begrüßt uns neben dem Weg eine beeindruckend riesige, rund 500 Jahre alte Linde. Man vermutet, dass sie aus ursprünglich drei nahe beieinander gepflanzten Bäumen zusammengewachsen ist.
In der Kapelle, die in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder vergrößert und erneuert wurde, finden noch heute regelmäßig Gottesdienste statt. Auch geheiratet wird hier gerne. Im Mittelalter entwickelte sich die Kapelle zum Wallfahrtsziel und seit 1397 wurde hier, direkt am historischen Fernhandelsweg der Kelten, der „Hohen Straße“, über Jahrhunderte ein Markt abgehalten.
Hinter der Kapelle kommst du zu einer kleinen Quelle, dem Heiligbrünnlein, dessen Wasser Augenleiden lindern sollen. Da wir beide ganz zufrieden mit unserer Sehkraft sind, testen wir die heilende Wirkung nicht sondern machen uns lieber auf den Weg Richtung Schöntal – ausgeschildert als Rundweg 2 – der in beide Richtungen begangen werden kann.
Auf schmalen Wegen wandern wir vorbei an Feldern, Weiden und Fischteichen des Klosters hinunter in den Wald. Oberhalb von Kloster Schöntal biegen wir rechts ab auf einen schönen Naturweg durch Kräuter und die ehemaligen Weinberge des Klosters. Im Kloster selbst ist – wie sollte es an einem schönen Frühlingssonntag auch anders sein – ganz schön was los.
Barocke Pracht im Kloster Schöntal
1157 wurde Kloster Schöntal (nach der Verlegung von Neusaß ins Jagsttal) als Zisterzienserabtei von Maulbronner Mönchen gegründet und gilt als eine der schönsten geistlichen Barock-Residenzen im nördlichen Baden-Württemberg. Das Land wurde damals von den Herren von Berlichingen gestiftet und noch heute liegt hier der wohl bekannteste Familienvertreter begraben: Reichsritter Gottfried „Götz“ von Berlichingen, berühmt geworden durch Goethes Schauspiel Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Sein Grab befindet sich im Kreuzgang des Klosters.
Nachdem das Kloster während der Kriege im 16. und 17. Jahrhundert stark zerstört und geplündert wurde, erhielt die Klosteranlage von Abt Benedikt Knittel (bekannt durch seine Knittel-Verse) von 1683 bis 1732 ihr neues barockes Gesicht, das sie bis heute prägt.
In der Neuen Abtei mit ihrem barocken Treppenhaus, dem Fest- und prächtigen Ordenssaal ist seit vielen Jahren das Bildungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit der katholischen Erwachsenenbildung des Hohenlohekreis untergebracht.
Infos Kloster Schöntal
Der Eintritt zur Klosteranlage ist frei, du kannst die Klosterkirche täglich zu den Öffnungszeiten besuchen. Führungen durch die Neue Abtei sind aktuell wegen Corona leider nicht möglich. Die aktuelle Öffnungszeiten während Corona findest du hier. Weitere Infos für deinen Besuch bekommst auf der Website der Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Deutlich ruhiger als im Klosterhof geht’s im gegenüberliegenden Abteigarten zu, durch den du zum Biergarten spazieren kannst.
Biergarten Duka´s Bahnhof und Klostercafé
Mit dem geplanten kühlen Radler, auf das wir uns bei den heute sommerlichen Temperaturen echt gefreut haben, wird es leider nichts. Der Biergarten ist voll, ebenso das Klostercafé im Klosterhof.
Also belassen wir es bei einer kurzen Pause am Jagstufer, laufen über die steinerne, historische Jagstbrücke und über einen Parkplatz rechts hinauf in den Wald.
Aussicht auf Kloster Schöntal vom Storchenturm
Der kurze Weg zum Storchenturm (800 m) ist ab der Jagstbrücke ausgeschildert. Über einen ziemlich verwachsenen Pfad geht´s bergauf durch den Wald. Der Storchenturm selbst – die Ruine eines ehemaligen Wach- und Beobachtungsturmes – ist zwar nicht spektakulär, der Ausblick hinunter aufs Kloster Schöntal und ins Jagsttal aber richtig schön!
Hier oben könntest du auf dem Wanderweg 4 auch weiter nach Rossach mit seinem kleinen Schloss wandern, ebenfalls eine empfehlenswerte Runde.
Die Jagst in Schöntal
Direkt am Schöntaler Wehr gibt es einen tollen (unbewachten) Badeplatz, an dem du dich in die Jagstfluten stürzen kannst. Marco und ich lieben das Schwimmen in der Jagst ja total und waren als Jugendliche jeden Sommer Flussbaden.
Wenn der Wasserpegel passt, was meist nur im Frühjahr und Herbst der Fall ist, kannst du mit dem Kanu von Dörzbach oder Krautheim bis hierher nach Schöntal paddeln. Für die kürzere Strecke ab Krautheim – ca. 15 Kilometer – solltest du mit Pausen gute 4 Stunden einplanen. Eine ganz tolle Möglichkeit, unseren Lieblingsfluss zu erkunden! Ein Anbieter für Kanutouren auf Jagst und Kocher ist Heffner Outdoor Events.
Wandern von Kloster Schöntal zurück nach Neusaß
Zurück am Kloster, orientieren wir uns für den Rückweg nach Neusaß wieder am Wanderweg 2. Nach einem kurzen Anstieg kommen wir an der barocken Heiliggrabkapelle mit Friedhof auf dem Kreuzberg vorbei. Von hier oben hast du nochmal einen tollen Blick auf Schöntal und das Jagsttal. Ansonsten ist die Wanderung rauf nach Neusaß von hier ab wenig spannend und die letzten Meter auf dem glühenden Asphalt bringen uns ganz schön ins schwitzen.
Daten & Fakten zur Wanderung rund um Schöntal
- Länge: rund 6 km
- Dauer: mit Besichtigung und Pausen kannst du einen halben Tag einplanen
- Schwierigkeit: einfach
- Nicht barrierefrei
- Beschilderung: gut. Erst Rundweg 2 folgen, danach Beschilderung zum Storchenturm, zurück nach Neusaß auf Rundweg 2
- Einkehr: siehe unten
- Parken (Start und Ziel): Wanderparkplatz Neusaß
Radtour zum Kloster Schöntal
Natürlich kannst du deinen Ausflug ins Kloster Schöntal statt mit einer Wanderung auch mit einer Radtour auf dem Kocher-Jagst-Radweg verbinden, der direkt durch Schöntal führt.
Zwei kleinere Touren mit dem Fahrrad rund um Schöntal sind „Auf den Spuren Abt Knittels“ mit 41 km oder der „Pfad der Stille“ mit 22 km.
Alternative Wanderung rund um Kloster Schöntal
Marco und ich sind ja große Fans der Pfade der Stille, die als Rundwanderungen durch das mittlere Jagsttal führen. Rund um Schöntal gibt es verschiedene große und kleinere Touren, die zu besonderen Orten der Stille, Kleinoden und Naturhighlights führen.
Wir selbst sind schon den Pfad der Stille Langenburg und dieses Frühjahr den Pfad der Stille Dörzbach gewandert.
Einkehrmöglichkeiten in Schöntal
- Biergarten Duka´s Bahnhof (cms.dukas-bahnhof.de)
- Klostercafe Schöntal (www.klostercafe-schöntal.de)
- Gasthof zur Post
Ein kleines Fazit
Unsere kurze Wanderung rund um Kloster Schöntal ist zwar nicht wirklich spektakulär, für einen (Sonntags-) Ausflug aber sehr gut geeignet. Die barocke Klosteranlage im Jagsttal ist einfach immer wieder einen Besuch wert und auch die Landschaft drumherum lädt zum Erkunden ein.
1 kommentieren
Kloster Schöntal, Gasthof Post, Wehr an der Jagst: Wie oft war ich schon dort? Unzählige Male, denn die „Post“ war lange Zeit unser Stammgasthof, auch für Konfirmationen, Taufen usw. Wir sind sehr gerne dort. Am Wehr war ich oft mit den Söhnen zum Schwimmen und die Wanderung nach Neusass gehört einfach vor einem leckeren Mal dazu. Allerdings lassen wir das Auto etwas oberhalb auf dem Parkplatz links der Honigsteige stehen und gehen dann zu Fuß hoch parall zur Steige entlang eines Bächleins mit kleinen Wasserfällenl bis nach Neusass und danach links einmal in einem großen Bogen bis zur Heiliggrabkapelle oberhalb des Klosters und dann schnurstracks hinunter um Gasthof Post zum Mittagessen 🙂 Erst mal Bewegung, dann ein gutes Essen!
Liebe Grüße, Sirid