Wälder und blühende Wiesentäler, abenteuerliche Schluchten und natürlich die historischen Mühlen prägen den Mühlenwanderweg ab Welzheim durch den Schwäbischen Wald.
Aktuelles Juni 2024: Nach den schweren Unwettern im Schwäbischen Wald sind viele Wanderwege – auch große Teile des Mühlenwanderwegs – aktuell nicht begehbar. Bitte informiere dich direkt in der Gemeinde / beim Tourismusamt vor Ort!
Der Mühlenwanderweg im Schwäbischen Wald ab Welzheim
Auf 37 Kilometern führt ein gut ausgeschilderter und abwechslungsreicher Wanderweg zu den elf schönsten noch erhaltenen Mühlen im Schwäbischen Wald.
Offizieller Start der Wanderung ist in Welzheim, du kannst natürlich auch überall anders in den Wanderweg einsteigen. Toll ist auch eine Kombination der Wanderung mit der Schwäbischen Waldbahn, die bei Welzheim ein kurzes Stück den Wanderweg begleitet.
Neben den Mühlen sind es vor allem die ganz verschiedenen Naturhighlights, die uns am Mühlenwanderweg gefallen. Darunter abenteuerliche Schluchten und Klingen wie die Wieslaufschlucht oder die schöne Brunnen- und Hägelesklinge, das Naturschutzgebiet „Wiesentäler bei der Menzlesmühle“ mit seinen blühenden Feuchtwiesen und wilden Orchideen, die kleinen Seen, Bannwälder oder auch historische Besonderheiten wie das Limeskastell in Welzheim. Es gibt aber auch kleine Kritikpunkte, wie ein hoher Asphaltanteil der Streckenführung.
Alle Infos zum gesamten Mühlenwanderweg mit allen Etappen und Kartenmaterial findest du auf der Tourismuswebsite Schwäbischer Wald.
Falls du (wie wir) den Wanderweg nicht am Stück gehen sondern lieber in einzelne Tagesausflüge aufteilen möchtest, wurden 5 kürzere Rundwanderungen ausgearbeitet und gut erkennbar farblich markiert.
Mühlen im Schwäbischen Wald
Dutzende Mühlräder drehten sich im Mittelalter im Schwäbischen Wald, überall am Wasser wurde gemahlen, gesägt und gepresst. Die meisten der Mahl-, Säge- und Ölmühlen sind zwar heute nicht mehr in Betrieb, es wird aber viel für die Instandhaltung der verbliebenen Mühlen getan, damit das traditionelle Handwerk nicht in Vergessenheit gerät. Viele der Mühlräder sind auch noch voll funktionsfähig und werden zum jährlichen Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag in Gang gesetzt. Dann klappert es wieder allerorts im Schwäbischen Wald.
Einige, wie die Hundsberger Sägmühle sind auch heute noch aktiv. Und in anderen, wie der Klingenmühle oder der Hagmühle, gibt es schöne Cafés oder Restaurants.
Der Mühlenwanderweg – Rundweg 1
Für unsere erste komplette Etappe des Mühlenwanderwegs haben wir uns den Rundweg Nummer 1 ausgesucht, da er die meisten Mühlen ansteuert und landschaftlich abwechslungsreich durch blühende Wiesen, verwunschene Wälder, Klingen und vorbei an kleinen Seen führt.
Update 2024: Die Streckenführung des Mühlenwanderwegs wurde 2024 überarbeitet und optimiert. Daher stimmt unsere Beschreibung der Etappe nicht mehr ganz mit den neuen Angaben überein.
Rundweg Nr. 1 – Daten und Fakten:
- Länge: ca. 15 km
- Dauer: ca. 5 Stunden
- Schwierigkeit: einfach
- Nicht barrierefrei
- Markierung: gut, der blauen Markierung folgen (Eine Wanderbeschreibung bzw. GPS sind trotzdem hilfreich, da wir uns sonst an ein, zwei Abbiegungen verfranzt hätten)
- Start und Ziel: Wanderparkplatz Heinlesmühle Alfdorf (Gschwender Str. 92, 73553 Alfdorf)
- Einkehr: Gaststätte am Campingplatz Hagerwaldsee, Kiosk Heinlesmühle, sonst wenig Einkehr- und Versorgungsmöglichkeiten unterwegs (außer an Aktionstagen)
- Informationen: Auf der Website und im Naturparkzentrum Murrhardt gibt es Kartenmaterial, GPS-Daten und eine Beschreibung der jeweiligen Rundwege
Die Tour hat einen ziemlich hohen Asphaltanteil, was wir eigentlich gar nicht mögen. Allerdings fällt das für uns auf dieser Wanderung (wir sind sie nun schon zweimal gelaufen) gar nicht so negativ ins Gewicht, da uns die umgebende Landschaft des Welzheimer Walds einfach super gut gefällt.
Unsere Highlights auf dem Rundwanderweg 1:
Die Heinlesmühle
Mit der Heinlesmühle ist gleich das erste Schmuckstück der Mühlenwanderung erreicht. Schon im 12. Jahrhundert klapperten hier vermutlich die Wasserräder, das prächtige Fachwerkhaus stammt aus dem Jahr 1809. Als einzige Mühle im Schwäbischen Wald besitzt die Heinlesmühle noch zwei Mühlräder, eines für die Sägmühle und eines für die Mahlmühle. An besonderen Tagen, zum Beispiel zum Mühlentag am Pfingstmontag, wird im Backhaus leckerer traditioneller Salzkuchen gebacken.
Ansonsten gibt es hier an den Wochenenden und Feiertagen einen kleinen Ausschank sowie täglich Eis, Kaffe und Getränke in einem netten Selbstbedienungs-Kiosk.
Nicht weit von der Heinlesmühle entfernt erreicht man über einen Wiesenpfad der Schwarzen Rot entlang die Vaihinghöfer Sägmühle, besser bekannt unter dem Spitznamen Hummelgautsche.
Die Hummelgautsche
Die Vaihinghöfer Sägmühle – auch Hummelgautsche genannt – aus dem 14. Jahrhundert wurde in den 70er Jahren von der Gemeinde Alfdorf gekauft und renoviert. 1993 bekam sie ihr neues Mühlrad. Wer bereits jetzt Hunger hat – oder die Tour einfach andersherum geht – kann hier an einem schönen Grillplatz seine Würstchen ins Feuer halten. Kinder können sich super auf der großen Spielwiese am Bach austoben.
Als nächstes führt uns der Wanderweg vorbei an Hüttenbühl– und Hagerwaldsee. An letzterem befindet sich ein Campingplatz mit Gaststätte, der See lädt an heißen Tagen zum Schwimmen ein. Zwischen den beiden Seen verlassen wir übrigens die Schwarze Rot und folgen nun der Finsteren Rot in den Wald.
Der Rottalweg
Der Rottalweg ist ein wirklich schöner, entspannter Waldweg, der die meiste Zeit direkt an der Finsteren Rot entlangführt. Die Wasserflasche kann man sich am „Gsondheitsbrönnele“ auffüllen – dem eiskalten und leckeren Wasser wird eine heilende Wirkung nachgesagt.
Der Rottalweg führt uns aus dem Wald heraus nach Schadberg, von wo aus wir auf einer wenig befahrenen Straße zum Strohhof und weiter neben einer leider stark befahrenen Straße Richtung Rotbachhöfle laufen. Zum Glück können wir uns aber auf die danach folgenden – zumindest für uns – schönsten Abschnitte der Wanderung freuen 🙂
Der Weg führt nach der Ebersbergmühle durch ein ganz tolles, richtig verwunschenes Waldstück.
Hägeles- und Brunnenklinge
Unser unangefochtenes Highlight der Mühlenwanderung Nr. 1 ist das Naturschutzgebiet Hägeles- und Brunnenklinge. Wir sind ja sowieso absolute Fans der vielen Klingen, Schluchten und Grotten im Schwäbischen Wald – und hier gibt’s eine ganz besonders schöne Doppelklinge zu erkunden 🙂
Die Keuperklingen haben ihren Ursprung vor 230 Millionen Jahren, als noch ein flaches Meer die Region bedeckte. Über die Jahrhunderte wurden verschiedenste Gesteinsarten hier abgeladen, vor allem Sandstein und Mergel, die sich zum so genanten Keuper schichteten. Die Brunnen- und Hägelesklinge liegt in den oberen Stubensandsteinschichten des Keupers, durch Verwitterung und Abtragung sind die wilden Felsformationen, Vorsprünge und Grotten entstanden. 1996 wurde die Keuperklinge unter Naturschutz gestellt um die Klinge und ihre Vegetation zu schützen.
Auch interessant: Die Hägelesklinge wurde benannt nach dem Ebersberger Johannes Hägele (1806 – 1859), der desertierte und die Klinge aus Angst vor einer Strafe wohl für mehrere Jahre als Versteck vor den Landjägern nutzte. Auf einer Infotafel wird das geologische Profil der Klingen erklärt, auch die unbedingt einzuhaltenden Regeln für den Besuch des Naturschutzgebiets (!) sind hier nachzulesen.
Auf schmalen und abenteuerlichen Pfaden erkunden wir die wilden Felsformationen und Sandsteinwände – ein richtig tolles Fleckchen Natur im Schwäbisch-Fränkischen Wald und auch prima geeignet zum Wandern mit Kindern!
Der offizielle Mühlenwanderweg – Rundweg 1 – führt jetzt über die Brandhofer Öl- und Sägemühle. Da diese sich in Privatbesitz befindet, das Gelände nicht betreten werden darf und der kleine Hagensee bei unserem letzten Besuch 2019 komplett abgelassen war, haben wir unsere diesjährige Tour abgekürzt und sind direkt von der Klinge aus über Cronhütte zur Menzlesmühle gelaufen.
Naturschutzgebiet Wiesentäler bei der Menzlesmühle
Total idyllisch liegt die Menzlesmühle mitten im Naturschutzgebiet Wiesentäler bei der Menzlesmühle. Das Gebiet mit seinen wertvollen Feuchtwiesen wurde 1993 unter Naturschutz gestellt.
Das Schutzgebiet wird durchzogen vom Hagbach und dem Gauchhauser Bach, die sich bei der Menzlesmühle zur Schwarzen Rot vereinigen. In den klaren, sauberen Bächen fühlen sich viele Fische wohl, unter anderem Bachforelle und Bachneunauge. Rund um die Gewässer sind die Böden moorig und nass, die Nasswiesen Heimat für seltene Pflanzen, Tiere und Insekten. Solche Nasswiesen sind auf der einen Seite schlecht zu bewirtschaften und für die Landwirtschaft uninteressant, andererseits müssen sie aber bewirtschaftet werden, damit sie nicht verwildern. Daher kümmert sich hier nun das Land Baden-Württemberg um die Pflege, mit einmaliger Mahd im Spätsommer und Verzicht auf Dünger.
Wir Wanderer dürfen diese tollen Nasswiesen genießen, im späten Frühjahr blühen hier Orchideen und Trollblumen. Auch sonst ist es wunderschön, es blüht und summt und zwitschert überall. Aber wir haben beim Besuch auch eine große Verantwortung, dass dieses kleine Paradies noch ganz lange erhalten bleibt! Die Wege, u.a. extra angelegte Bohlenwege, dürfen keinesfalls verlassen, Blumen selbstverständlich nicht gepflückt werden.
Hier gibt es ein interessantes Faltblatt mit viel Wissenswertem zum Naturschutzgebiet.
Die Menzlesmühle
Die Menzlesmühle, die einmal Cronmühle hieß, wurde früher von vier Mühlrädern angetrieben: Drei oberschlächtige für die Mahlmühle und ein unterschlächtiges für die damalige Sägemühle. 1721 brannte die Mühle ab und wurde neu aufgebaut, heute ist sie mit ihrem verbliebenen Wasserrad ein hübsches Schmuckstück im Schwäbischen Wald.
Zuerst über einen Waldweg, danach trockenen Fußes über Bohlenwege durch die Nasswiesen, steuern wir die letzte Mühle auf der heutigen Tour an: die Hundsberger Sägmühle.
Hundsberger Sägmühle Gschwend
Da wir unter der Woche unterwegs sind, erleben wir sie als einzige Mühle sogar in voller Aktion. Allerdings wird sie heute mit Strom, nicht mehr durch Wasserkraft betrieben.
Nach der Hundsberger Sägmühle ist es noch ein kurzer, schöner Weg zurück zum Parkplatz.
Mühlenwanderweg Welzheim – Rundweg 3
Auch rund um Welzheim war ich schon ein kleines Stück auf dem Mühlenwanderweg (Nr. 3) unterwegs, als ich letzten Herbst den Bahnerlebnispfad entlang der Gleise der Schwäbischen Waldbahn gewandert bin.
Wunderschön und recht abenteuerlich zu laufen sind hier die Wieslaufschlucht und die Edenbachschlucht. Eine gemütliche Pause mit leckerem, frisch gebackenem Kuchen lohnt sich absolut in der Klingenmühle mit ihrem romantischen Antik-Café (nur sonntags geöffnet).
Ein Highlight vor allem für Kinder ist das Eins & Alles Erfahrungsfeld für die Sinne am Ende der Rundwanderung 3. In Welzheim selbst ist der Archäologische Park Ostkastell spannend zu besuchen, um mehr über die Römer und den Grenzwall Limes in der Region zu erfahren.
Zum Weiterlesen:
- Schau gerne mal in den Artikel über den Bahnerlebnispfad (auf unserem Reiseblog Road Traveller), dort hab ich darüber ausführlicher über meine herbstliche Wanderung geschrieben.
- Und wenn schon im Herbst rund um Stuttgart unterwegs seid, lohnt sich natürlich auch ein Ausflug zur Kürbisausstellung Ludwigsburg im Blühenden Barock!
Der Mühlenwanderweg – ein Fazit
Uns haben die Etappen, die wir bisher vom Mühlenwanderweg Welzheim erkundet haben, wirklich gut gefallen! Ich finde, er vereint die Besonderheiten des Schwäbisch-Fränkischen Walds recht gut, indem er Wanderer durch die typischen Wälder und Klingen, über blühende Wiesen und natürlich vorbei an den charakteristischen Mühlen führt. Wie gesagt, hat uns persönlich der hohe Asphaltanteil des Rundwanderweg 1 nicht zu sehr gestört, da die Wanderung dafür wirklich einige Highlights zu bieten hat.
Schade ist, dass man die meisten Mühlen nur von außen bestaunen kann. In Aktion sind sie tatsächlich nur zum jährlichen Deutschen Mühlentag an Pfingstmontag oder am Tag des Schwäbischen Waldes im September zu sehen.
Als nächstes wollen wir den Rundwanderweg 5 testen, der auch sehr schön sein soll. Falls du ihn schon erkundet hast, schreib uns gerne in den Kommentaren 🙂
Wanderführer Schwäbischer Wald
Meines Wissens gibt es keinen Wanderführer, der die gesamten Etappen des Mühlenwanderwegs beinhaltet. Viele Touren in der gesamten Wanderregion findest du in den folgenden Empfehlungen:
- KOMPASS Wanderführer Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald mit 50 Touren und extra Karte (Werbelink*)
- Wanderführer: Erlebnis-Wanderungen Remstal und Schwäbisch-Fränkischer Wald mit 29 Touren (Werbelink*)
- Regionalia: 55 Gründe, den Schwäbischen Wald zu lieben. Geschichten fürs Herz von Land und Leuten – kein Wanderführer, kein wirklicher Reiseführer aber ein Buch, das ganz viel Inspiration für Ausflüge liefert (Werbelink*)
* Dein Vertrauen ist uns wichtig! Wenn du über diese Amazon Empfehlungs-Links kaufst, erhalten wir eine kleine Provision zum Betreiben dieser Website. Für dich bleibt der Preis natürlich gleich. Alternativ erhältst du diese Bücher auch in deiner lokalen Buchhandlung vor Ort 🙂
Weitere Tipps zum Wandern im Schwäbisch-Fränkischen Wald
- Die superschöne und spannende (aber auch anspruchsvolle) Drei Schluchten Wanderung führt auf dem Feenspuren Premiumwanderweg durch die Edenbachschlucht, die Wieslaufschlucht und das Strümpfelbachtal – für mich eine der schönsten Touren in Baden-Württemberg und im Welzheimer Wald! (Achtung, aktuell – 2024 – nach Unwetterschäden gesperrt!)
- Ebenfalls auf spannenden Pfaden geht es durch die Tobelschlucht und die Bodenbachschlucht
- Tolle Familientour mit Kindern auf dem Fuxi Naturerlebnis Pfad
- Ein herrliches Ausflugsziel für die ganze Familie ist der Finsterroter See mit dem Dachsi Pfad
- Silberstollen, Himmelsleiter und Mammutbäume entdeckst du beim Wandern um Wüstenrot
- Wandern in den Löwensteiner Bergen: Hohler Stein, Steinernes Sofa und das Bernbachtal
2 Kommentare
Hallo,
Ich würde echt gerne bald einen der Rundwege gehen? Weißt du welche der Mühlen bewirtet sind? Ich fände es schon schön einen der Rundwege zu wählen auf dem man dann auch in einer Mühle einkehren kann.
Danke!
LG Katrin
Hallo Katrin,
ich hatte dir ja schon per Mail geantwortet, jetzt funktioniert die Kommentarfunktion auch hier auf dem Blog wieder 🙂
Auf dem Rundweg 1 sieht es eher mau aus mit bewirtschafteten Mühlen. Besser ist da der Rundweg 3, wo du sonntags (Achtung, kann coronabedingt dieses Jahr anders sein) total idyllisch in der Klingenmühle zu Kaffee & Kuchen oder im Biergarten der Hagmühle einkehren kannst. Auf dem Rundweg 5 ist der Hagbergturm sonntags und feiertags bewirtschaftet.
Ansonsten schaust du am Besten mal auf der offiziellen Website, dort findest du einige Infos zu den jeweiligen Mühlen: https://www.schwaebischerwald.com/index.php?id=84
Hoffe, ich konnte damit ein bisschen weiterhelfen!
Viel Spaß & liebe Grüße
Lisa